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„Nun danket alle Gott!“ vor dem Rathause. Wir hatten vorher Sitzung, vollzogen viritim die Antieinmischungsadresse an Wilhelm und eine dito an unsern König[1]. Eine ernste, erhabene Viertelstunde – welcher Gegensatz zu dem unglücklichen Straßburg!

Vor Metz 36stündiger Ausfallskampf nach Osten zu – vergeblich! Bazaine ist zurückgeschlagen[2]. Gestern nachmittag verbreitet sich das Gerücht, auch Metz habe mit 120 000 Mann kapituliert. Doch ist bis heute morgen Bestätigung nicht eingetroffen. Heute abend Hauptillumination.


Dienstag, 6. September.

Die Kapitulation von Metz hat sich nicht bestätigt, dagegen am 4. September in Paris Republik proklamiert, die Linke bildet provisorische Regierung, in welcher die Orléanisten[3] nicht vertreten sind. Louis wird nach Wilhelmshöhe interniert und ist bereits dorthin abgeführt. Es wird sich nun zeigen, wie weit man geneigt ist, den Krieg bis zum Messer fortzuführen.


Sonntag, 11. September.

Gestern nachmittag ist Heinrich abgerückt. Vom Kriegsschauplatz nichts Neues. Heute oder morgen werden die beiden kronprinzlichen Armeen vor Paris eintreffen. Die junge Republik als Notbehelf macht viel offiziellen Bombast, sonst aber wenig von sich reden. Straßburg hält leider! noch immer stand, Oberelsaß ist noch nicht okkupiert, Metz aber wird nicht bombardiert; man hofft es auf kaltem Wege zu erlangen. Ebenso halten sich noch immer Bitsch und Pfalzburg.


  1. Die Adresse verlangte, daß jede Einmischung einer fremden Macht in die deutschen Angelegenheiten verhindert werden müsse. Auch die Stadtverordneten hatten in ihrer Sitzung am 3. September der großen Ereignisse gedacht und eine Adresse beschlossen: Eins sei zu erstreben: ein die Wohlfahrt und Sicherheit Deutschlands verbürgender Friede.
  2. Schlacht bei Noisseville am 31. August und 1. September östlich von Metz.
  3. Anhänger des Hauses Orléans (von dem Bruder Ludwigs XIV.), das 1830 in der Julirevolution auf den Thron gelangt, 1848 aber durch die Februarrevolution wieder gestürzt worden war.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/92&oldid=- (Version vom 31.5.2024)