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 304. Damit aber dieser hohe Artikel von Gottes gnädigem Gerichtswillen recht verstanden werde, müssen wir folgende sechs Punkte recht betrachten: 1) Was Gnadenwahl für ein Name sei? 2) Was die Gnadenwahl sei? 3) Wann diese Gnadenwahl geschehen? 4) Wozu Gott die Auserwählten durch die Gnadenwahl verordnet habe? 5) Was er in derselben eigentlich angesehen habe? 6) Welche Menschen er auserwählt habe?

 305. Was Gnadenwahl für ein Name sei? Die h. Schrift gebraucht diesen Namen selbst. St. Paulus nennt sie die Wahl der Gnaden; Röm. 11, 5. „Der Herr Christus eine Wahl;“ Matth. 20, 16. „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet.“ Ephes. 1, 4. „Gott hat uns erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war.“ Röm. 8, 33. „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen?“ Sie heißt eine Wahl, weil sich allein etliche der göttlichen Gnade theilhaftig machen, die Gott dann zu seinen Kindern und Erben aus dem ganzen Haufen des menschlichen Geschlechts ausgelesen hat.

 306. Was die Gnadenwahl sei? Sie ist der göttliche Rathschluß, nach welchem Gott von Ewigkeit her, aus lauter Gnade und Barmherzigkeit, in seinem Sohne Jesu Christo diejenigen zum ewigen Leben verordnet hat, von welchen er vorhergesehen hat, daß sie in dem Glauben an Christum bis an ihr Ende beharren werden.

 307. Wenn diese Gnadenwahl geschehen sei? Sie ist von Ewigkeit geschehen, wie die Schrift klar anzeigt Ephes. 1, 4. „Gott hat uns