Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/135

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber solches nicht gefunden, und ihn um dieses Mangels willen zum Leben nicht verordnet.

 310. Da hierüber die Gedanken der Menschen verschieden sind, so ist zu betrachten: Was Gott in diesem Werke nicht angesehen habe, und dann: Was er eigentlich in den Auserwählten angesehen, und weßwegen er sie den andern also weit vorgezogen habe.

 311. Das Erste betreffend ist zu bemerken: daß Gott nicht aus bloßem Rathe, und nur darum, weil es ihm so gefallen hat, etliche wenige erwählet, den größten Haufen der Menschen aber zur Verdammniß verstoßen habe. Denn

 a) solches stimmt mit der großen Leutseligkeit und Freundlichkeit unsres lieben Gottes überein, als der nicht will den Tod des Gottlosen, nicht will, daß Jemand verloren werde, sondern will, daß allen Menschen geholfen werde. Dieß gibt nun aber folgenden Schluß: Gegen wen Gott also gnädig gesinnt ist, daß er seinen Tod und sein Verderben nicht will, vielmehr aber will, daß ihm geholfen werde, den hat er nicht aus bloßem Rath und allein darum, weil es ihm so gefallen hat, von der ewigen Seligkeit verstoßen; worauf ferner folgt: in der Gnadenwahl sehe Gott nicht einzig auf seinen bloßen Willen und sein bloßes Wohlgefallen.

 312. b) Gott hat uns erwählet in Christo, Ephes. 1, 3. 4. „Gott hat uns gesegnet in himmlischen Gütern durch Christum, wie er uns denn durch denselben erwählet hat u. s. w.“ Daraus wird also geschlossen: Wen Gott durch Christum und in Christo erwählet, den