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erwählet er nicht aus bloßem Rath und Willen, da ja das Wort „durch Christum“ anzeigt, daß uns diese Gnade durch Christi Amt und Verdienst widerfahren sei, wie 2 Timoth. 1, 9. erklärt wird: „Gott hat uns selig gemacht nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt.“ Das Wort „in Christo“ weis’t uns auf den Glauben, denn durch diesen sind wir in Christo, und er in uns, Ephes. 3, 17. Nun hat aber Gott uns erwählet in Christo und durch ihn, darum hat er uns nicht aus seinem bloßen Rath und Wohlgefallen erwählet;

 313. c) wir sind nach der Vorsehung Gottes erwählet; Röm. 8, 29. „Welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet.“ 1 Petri 1, 1. 2. „Den Erwählten nach der Vorsehung Gottes des Vaters.“ Daraus folgt der Schluß: Wen Gott erwählet hat, nachdem er ihn zuvor versehen und erkannt hat, den erwählt er nicht aus bloßem Rathe, sondern nach dem, was er an ihm gefunden hat und ihm gefällig gewesen ist. Nun erwählet Gott, nachdem er zuvor gesehen alle die, welche er erwählet, darum hat er keinen aus bloßem Rath, sondern nach dem, was er an ihm gefunden hat und ihm gefällig gewesen ist, erwählet.

 314. Hier ist für’s Zweite zu merken, daß Gott nicht angesehen habe der Menschen Tugend, eigene Frömmigkeit und gute Werke, als ob er, nachdem etliche derselben viel gethan und großes Verdienst bei ihm erlangt hatten, diese darum zum ewigen Leben erwählet, die andern aber, welche nicht solche Tugend an sich haben, noch dergleichen Werke gethan,