Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/278

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 603. b) Gott lehrt uns auch nicht durch das Licht der Natur, als ob in dieser Alles gleichsam eingeschrieben stünde, was wir zu wissen bedürfen. Denn

 α) ist das, was wir von uns selbst wissen, lauter Finsterniß, Unwissenheit und Blindheit, Ephes. 4, 18.: „Der Heiden Verstand ist verfinstert, und sind entfremdet von dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens.“ 1 Corinth. 1, 21.: „Die Welt durch ihre Weisheit erkannte Gott nicht in seiner Weisheit.

 β) Alle göttliche Erkenntniß muß von göttlichen Offenbarungen herkommen. Joh. 1, 18.: „Niemand hat Gott je gesehen, der Eingeborne Sohn, der in des Vaters Schooß ist, der hat es uns verkündigt,“ Matth. 11, 27.: „Niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater, und Niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren.“

 γ) Die menschliche Weisheit ist der göttlichen Erkenntniß zuwider, Röm. 8, 7.: „Fleischlich gesinnet sein, ist eine Feindschaft wider Gott.“ 1 Cor. 2, 14.: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit, und kann es nicht erkennen.“ Daher konnte die Jungfrau Maria nicht verstehen, wie sie einen Sohn gebären würde, da sie von keinem Manne wußte, Luc. 1, 34. Nicodemus konnte nicht vernehmen die Lehre von der Wiedergeburt, Joh. 3, 4. 9. Die Apostel verstanden nicht die Verkündigung des Leidens Christi, Luc. 18, 34. Matth. 16, 22. Thomas mochte nicht verstehen, wie Jesus von den Todten hätte auferstehen können, Joh. 20, 25. Ist nun das natürliche Licht des Menschen den