Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/415

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Wider-Christs, darum können sie in den letzten Zeiten nicht ein Zeichen der Kirche Christi sein;

 837. weil die Gaben, Wunder zu thun, sich weder bei der alten Kirche, etliche hundert Jahre nach der Apostel Zeit, noch zu dieser Zeit bei Jemandem findet. Daraus folgt: Woran die Kirche zu jeder Zeit erkannt werden soll, das muß zu jeder Zeit in Christi Kirche zu finden sein. Die Gabe, Wunder zu thun, ist nicht zu jeder Zeit in der Kirche zu finden, darum soll die Kirche nicht zu jeder Zeit daran erkannt werden.

 838. Was aber von Wundern in der päpstlichen Kirche vorgegeben wird, als ob sie noch täglich geschähen, so ist zu wissen: a) daß der Geist Gottes zuvor verkündigt habe, es werden lügenhafte Zeichen sein; b) weil solche Wunder von fernen Orten berichtet werden, so ist von ihnen nicht leicht etwas Gründliches zu erfahren, ob die Geschichten wahr oder erdichtet seien; c) weil über 100 Jahre weder der Papst noch sonst jemand der ihm Zugethanenen zur Widerlegung der evangelischen Lehre ein Wunder gethan, auch nicht das Herz und den Muth gehabt hat oder noch hat, desselben sich zu erbieten, so beruhet gewiß das Vorgeben auf Unwahrheit.

 839. g) Die Autorität und Gewalt der Kirche. Die Kirche hat nicht Macht, Jemanden mit Gewalt zum Glauben zu zwingen, oder über die Gewissen zu herrschen, welche, ob schon die Menschen diese Macht manchmal aus Furcht mit dem Munde und äußerlichem Vorgeben annehmen, doch durch leibliche Gewalt sich nicht bewegen lassen, und der Macht allein weichen, wenn sie von der Wahrheit überzeugt sind.