Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/444

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Fegfeuer kann aber nicht bewiesen werden, vielmehr wird es aus folgenden Gründen widerlegt:

 887. weil es dem hohenpriesterlichen Amte des Herrn Christi zuwider ist. Von ihm steht geschrieben, allein durch ihn ist Vergebung der Sünden, Apostelgesch. 4, 12. „Es ist in keinem Andern Heil, ist auch u. s. w.“, durch ihn haben wir Vergebung aller Sünden, 1 Joh. 1, 7. „das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von allen Sünden.“ Durch ihn haben wir völlige Vergebung der Schuld und der Strafe, Jes. 53, 6. „Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Friede hätten.“ Daß vor Gottes Gericht keine Verdammniß zu befürchten sei, Röm. 8, 1. „Es ist nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“ In Christo Jesu aber sind alle Gläubigen, Ephes. 3, 17. „Christus wohnet durch den Glauben in eurem Herzen,“ also kann kein Gläubiger nach seinem Abscheiden wegen einiger Sünden vor Gottes Gericht gestellt werden;

 888. weil es dem glückseligen Zustande der im Glauben Verstorbenen zuwiderlauft. Röm. 6, 7. „Wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.“ Weisheit 3, 1. „Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rührt sie an.“ Offenb. 14, 23. „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben von nun an, ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach.“ Hieraus folgt: Wer von Sünden gerechtfertigt ist, von nun an selig von seiner Arbeit ruht, und den keine Qual anrührt, der kann nicht im Fegfeuer gequält werden.

 889. weil auch Diejenigen in die himmlische Seligkeit gehen, welche, ob sie schon