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 162. a. Gottes Erkenntniß. Gott erkennen, stehet allein Gott zu, Niemand kennet den Sohn, denn der Vater, und Niemand kennet den Vater, denn der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren, Matth. 11, 27. „Niemand weiß, was in Gott ist, ohne der Geist Gottes,“ 1 Cor. 2, 11. Wenn demnach der Mensch Gott recht erkennt, wird er ihm damit gleich und ist solche Erkenntniß ein Stück des göttlichen Ebenbildes, wie es St. Paulus beschreibet Col. 3, 10. „Ziehet den neuen Menschen an, der da erneuert wird zu der Erkenntniß, nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat.“

 163. b. Erkenntniß der Creaturen. Diese steht auch Gott allein zu, als der allein Alles weiß. Wenn nun der Mensch die Geschöpfe Gottes genau und eigentlich erkennt, wird er auch in diesem Stücke gleich, so wie Adam Gott glich, wenn er die Thiere, die ihm Gott vorstellte, also erkannte, daß er einem jeglichen seinen Namen geben konnte, 1 Mos. 2, 19.; wenn er die Eva, so bald er sie ansichtig ward, erkannte, daß sie seine Gesellin sein sollte, und von seinem Fleisch und Bein genommen wäre, 1 Mos. 2, 23.; welche genaue Erkenntniß, große Weisheit und einen hohen Verstand anzeigt, nach welcher solche geheime Dinge ersehen und erkannt werden mögen, die sonst allein Gott sehen kann, und womit ihm der Mensch gleich geworden ist.

 164. c. Völlige Gerechtigkeit. Die wird Gott sonst allein zugeschrieben. 5 Mos. 32, 4. „Alles, was er thut, das ist recht, treu ist Gott, und kein Böses an ihm, gerecht und fromm ist er.“ Dadurch aber, daß der Mensch gerecht, d. i., ohne Sünde und Ungerechtigkeit