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(daß die ganze Natur und alle Kräfte von Gott und allem Guten abgewendet, zu allem Bösen aber geneigt sind) ja eine böse, mißfällige und sündliche Art sein muß, und weil sie dazu erblich ist, wird sie recht eigentlich und wohl die Erbsünde genannt.

 187. Den Beweis anlangend, so müssen, obwohl allein schon aus der Betrachtung der Dinge, welche uns der Augenschein, ja unser eignes Herz und Gewissen zeigt, die verderbte Art der Natur und die Erbsünde genugsam und überflüssig erwiesen wird, doch, um solches gewisser zu vernehmen und tiefer zu beherzigen, folgende Gründe hinzugethan werden.

 Daß der Mensch von Natur und durch seine Geburt mit Sünden vergiftet sei, wird daraus bewiesen:

 188. a. weil wir alle von sündlichen Aeltern herkommen. Denn weil ein fauler Baum faule Früchte bringt (Matth. 7, 18.), so muß hier mit Hiob geschlossen werden, Cap. 15, 14. ff. „Was ist ein Mensch, daß er sollte rein sein, und daß der sollte gerecht sein, der vom Weibe geboren ist? Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die Himmel sind nicht rein vor ihm; wie viel mehr ein Mensch, der ein Gräuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser;“

 189. b. weil alle Menschen durch Adams Fall Sünder geworden, wie St. Paulus 1 Timoth. 2, 14. schreibt: „Das Weib ist verfühhret, und hat die Uebertretung eingeführet.“ Röm. 5, 12. „Die Sünde ist durch einen Menschen in die Welt kommen, und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen hindurch gedrungen, dieweil