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daß ich ihn liebe. (Es pocht an die Wand, die beiden prallen auseinander wie gestörte Katzen, Frau Niese ab. Schwester Gretchen geht mit Gespensteraugen auf die Wand zu.) Wie?! … das war ein Zeichen … er hofft auf Antwort. Wenn ich aber jetzt klopfe, so ist mein keuscher Wandel dahin. Wie das kämpft! in mir kämpft! Wenn ich es aber will, so muß ich überwinden. (Sie klopft und springt von der Wand, es pocht sehr heftig dagegen.) So heftig! … es ist eben ein starkes männliches Geschlecht. – (An der Wand horchend.) Er steigt, ich glaube, schon aus dem Bette. Mir wird Angst, ich höre Tritte. – Wahrhaftig er kommt. – – Atem halte aus!

(Launer in Zipfelmütze und Schlafrock, unter welchem bloße Füße in Pantoffeln steckend hervorgucken.)

Launer Ja wissen Sie liebes Fräulein, das verbitt ich mir allerhöflichstens, daß Sie mir die Nachtruhe rauben. Sie machen in der Nacht ein Geschrei wie die Gänse des Kapitols zu Rom vor tausend und mehr Jahren.

Schwester Gretchen Sie haben zuerst geklopft, Herr Launer.

Launer (räuspert sich) Ach so! Sie faßten es als Galanterie auf. So wären Sie also bereit?

Schwester Gretchen Gottes Mühlen mahlen langsam, warum denn so rasch?

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Hermann Essig: Die Weiber von Weinsberg. Paul Cassirer, Berlin 1909, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Essig_Die_Weiber_von_Weinsberg_1909.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)