ein Rohr mit Nickelfirlefanz anzuhängen. Da hätte er doch einige Schnäpse mehr trinken müssen, um auf diesen Schwindel hereinzufallen. Ein plötzlicher Zorn kam über ihn. „Beethoven, Beethoven!“ schrie er laut, boxte auf die Öfen los und brachte sie zu Fall. Dann wandte er sich der Ladnerin zu, die ein mörderisches Geschrei ausstieß, um auch an ihr seine Wut auszulassen, aber schon wurde er von hinten gepackt und von zwei stämmigen Klempnergesellen recht unfreundlich auf die Straße gesetzt.
Er fand sich plötzlich mitten auf dem Bürgersteig, auf dem Bauch liegend, mit zerbrochenem Schirm und zerbeultem Hut. Er weinte und prüfte seine Zigarren, die er in einer Tüte in der Brusttasche trug; sie waren alle zerquetscht.
Plötzlich fühlte er eine kräftige Faust im Nacken, die Paletot, Rock, Weste, Unterjacke und eine Lage Haut gleichzeitig packte. Dabei befahl eine belegte Stimme: „Maul halten!“ – obgleich der Vater keinen Ton von sich gab. Der Faustgriff schmerzte, und der Vater versuchte, sich zu wehren. Als er aber erkannte, daß die Hand zu einem Schutzmann gehörte, wurde er klein und still und gab jeden Widerstand auf. Die rohen Klempnergesellen standen an der Tür und lachten.
Der Schutzmann war ein wenig schwer von Begriff. Es dauerte eine Weile, bis er die Harmlosigkeit des Aufgegriffenen erfaßte. Der Vater war durch die Liebkosungen des Schutzmanns ein wenig ernüchtert. Er verfluchte den Gesangverein, den Jubilar und den verdammten Beethoven. Aber es war nichts zu machen, er mußte die Büste finden.
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)