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Kiste und der Chauffeur flogen in hohem Bogen aus dem Auto. Dabei schrie die Sirene ein heiseres, furchtbares Lachen.

Der Chauffeur, kreideweiß, riß seinen Handwerkszeugkoffer unter dem Sitz hervor und kroch unter das Auto. Emil Kiste stand zitternd, mit offenem Mund dabei und stierte auf die unter dem Auto hervorgestreckten Füße des Chauffeurs. Eine halbe Stunde beschäftigte sich der Chauffeur unter dem Auto. Schweigend, mit einem krampfhaft verzerrten Zug im Gesicht, nahm er seinen Platz wieder ein. Emil Kiste babberten die Beine. Die Heimfahrt mit 1000 Kilometer Geschwindigkeit verlief glatt.

Der Schrecken über diesen seltsamen Vorfall steckte Emil Kiste noch lange in den Knochen. Als bei den weiteren Fahrten nichts Derartiges mehr passierte, beruhigte er sich. Der Chauffeur aber machte noch immer ein bedenkliches Gesicht. Jeden Tag kroch er mehrere Male unter das Auto und hantierte mit seinen Werkzeugen im Bauch des Autos.

Drei Monate besaß Kiste nun das Mammoth-Auto, und er hatte noch immer nicht die Courage, selbst zu fahren. Er schämte sich vor sich selber und vor seiner Familie wegen seiner Unentschlossenheit. Eines Morgens erschien beim Frühstück ein Eisbär mit einer riesigen Brille. Die Kinder flüchteten sich schreiend. Es war Vater Kiste im Autopelz. Endlich entschloß er sich, eine Fahrt allein zu wagen. Die ganze Nacht studierte er in den beiden Broschüren. Er fühlte sich wohl gewappnet. Der Chauffeur schüttelte sehr bedenklich den Kopf und schloß sich in sein Zimmer ein.

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)