„Tapp, tapp, tapp,“ klang es von der Treppe herauf. Ohne Zweifel, da war jemand.
„Pst, pst, ganz leise, kein Geräusch,“ flüsterte der Vater, der so mit Waffen bepackt war, daß er sich nur mit Mühe fortbewegen konnte. Das Lasso hatte er über die Schulter geworfen, das Schwert unter den einen Arm, das Beil unter den anderen Arm geklemmt. Dazu in jeder Hand einen Revolver. Er war in wollenen Unterhosen. Der Vater legte keinen Wert auf eine markierte Taille. Die Unterhosen waren viel zu weit, auf das Einlaufen hin gekauft und hatten die beharrliche Tendenz, nach unten zu rutschen. Kühne Hupfer gestattete dieses Kostüm nicht.
Die Mutter hielt in einer Hand die Lanze, in der anderen die Kerze. Aus der Nachtjackentasche schaute der Kolben des Revolvers ohne Hahn.
Der Vater gab Befehl, die Tür zu öffnen.
Die Mutter mußte vorgehen, um zu leuchten, dann kamen die großen Jungens und zuletzt der Vater mit dem Toni.
Deutlich hörte man jetzt die schluffenden Schritte unten im Hausgang.
„Leise, leise, pst, pst, wir müssen sie überraschen,“ zischte der Vater. Dann rief er plötzlich leise: „Halt!“ Einige unvorsichtige Schritte bewirkten, daß ihm die Unterhosen auf die Füße rutschten. Friedrich und Wilhelm mußten das Beil, Schwert und die Revolver halten, damit er sich seine Hosen wieder hochziehen konnte.
Jetzt ging unten im hause eine Tür. Die Diebe waren in der Küche.
Man war am ersten Treppenansatz angekommen, als sich der Vater mit den Beinen in das Lasso, das
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/067&oldid=- (Version vom 1.8.2018)