Jetzt wollte er eine ordentliche Badeeinrichtung haben, die was kosten durfte.
Für Unsummen legte er sich die patentierte, häufig preisgekrönte Badeeinrichtung „Atlantic“ mit Emaillewanne, Gasofen und allen Schikanen der modernen Technik zu.
Auch die so ungemein hygienische Wellenbadschaukel „Meeresersatz“ und die patentierte Sitzwanne „Karl der Große“ war mitgeliefert worden.
Fränze, die neue Köchin, hatte in dem Baderaum die eingemachten Gurken in Gläsern stehen. Sie war sehr sittenstreng. Sie deckte über die Gurkengläser aus Vorsicht Tücher, damit sich die unschuldigen Gurken an Onkel Willibald im Bade nicht versahen.
Onkel Willibald hatte nicht gern Handwerker im Hause. Er bat seinen Freund Philipp Motternich, der früher bei der Eisenbahn war und für alles eine geschickte Hand hatte, ihm bei dem Aufbau der Badeeinrichtung zu helfen.
Acht Tage lang quälten sich die beiden von früh bis spät an der Montierung des Bades. Sie gerieten schon gleich im Anfang, da jeder alles besser wissen wollte, wie der andere, in Streit. Dann sengte aus Versehen Onkel Willibald beim Anschluß des Wasserleitungsrohres mit der Lötlampe Philipps halben Bart ab. Es kostete Willibald Mühe, seinen wütenden Freund, der behauptete, Willibald habe das absichtlich getan, zu beruhigen. Als Willibald nun noch beim Einschlagen eines Hakens mit dem Hammer Philipps Daumen traf, wurde es Philipp zu viel, und er verließ in der feindlichsten Stimmung den Onkel.
Onkel Willibald besah sich, was sie bisher installiert
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/076&oldid=- (Version vom 1.8.2018)