Wie manches unschuldige Kind, wie mancher gebrechliche Greis oder Greisin waren dabei zu Schaden gekommen und waren wie reife Pflaumen jach in die Gräben gestürzt. Wie mancher Versonnene, der abends heimkehrte, hat sich in dem Gewirr von Balken, Geräten und Erdwällen verlaufen und wurde dann verhungert oder an Körper und Geist gebrochen aufgefunden.
Ja, das waren immer schlimme Zeiten, an die die Anwohner mit Schrecken zurückdachten.
Und jetzt sollte es wieder losgehen?
Was sollte denn um Himmels willen nun gemacht werden?
Gerade vor der Wohnung von Benders machten die Männer Halt. Sie redeten laut durcheinander und gestikulierten wild mit den Armen. Sie konnten nicht darüber einig werden, wo sie sich mit ihrem Kram aufbauen sollten. Erst nachdem sie einige Male mit dem Karren und dem Ofen die Straße auf und ab gefahren waren, entschlossen sie sich für den Platz vor der Wohnung von Benders. Natürlich sah das Herr Bender höchst ungern, er krakeelte in häßlicher Weise im Hause herum.
Eine enorme Truhe ohne jeden Altertumswert, mehrere Kisten, Fässer, schwarz und weiß gestreifte Holzblöcke und zwei Gestelle wie Marterl wurden von den Männern von dem Karren geladen und auf der Straße aufgebaut. Gemächlich, ohne Hast.
Dann wurde aus der Truhe mit der ernsten Gebärde der Tat ein Kochkessel hervorgeholt, unter dem fahrbaren Ofen Feuer gemacht und Kaffee gekocht, den einer der Männer, er schien der Anführer zu sein, jedem in seine emaillierte Blechkanne zuteilte.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)