Pakete in fettigem Zeitungspapier zerklafften zu monumentalen Butterbroten. Man lagerte sich und frühstückte gründlich mit dem heiligen Ernst und Eifer einer rituellen Verrichtung.
Mittlerweile war es halb neun geworden, als man begann, sich entschlossen zu recken und laut von „anfangen“ zu reden. Der Ofen wurde geschürt mit dem Erfolg, daß bald dicke, ätzende Rauchwolken die Straße füllten und in die Häuser drangen.
Vater Benders Stimmung wurde lebensgefährlich.
Die Männer holten die Werkzeuge aus der Truhe und klirrten damit. Die Marterl, auf deren Votivtafel „gesperrt“ stand, und die Holzböcke wurden an das Straßenende geschleppt und dort mitten auf dem Fahrdamm aufgestellt. Alles taten die Männer mit großen, wichtigen Gesten, ohne Überstürzung.
Dann erschien plötzlich ein dicker Mann mit einer Beamtenmütze und einer Pelerine. Er zog gleich ein dickes Notizbuch und einen gelben Maßstab hervor und tat sehr wichtig. Mit seinem gebogenen Spazierstock aus Natureiche, den er vorher am Arm eingehakt getragen hatte, zeigte er auf der Straße herum. Auf sein Geheiß wurde dann alles zusammengepackt, auf den Karren geladen, fünf Häuser weitergefahren und dort wieder aufgebaut.
Der dicke Mann leitete den Transport mit Feldherrngebärde, steckte sich, als die Tat geschehen, aus einer zerknüllten Papierdüte eine Zigarre an und ging, einen letzten Blick über die Männer und ihr Gerät werfend, hoch erhobenen Hauptes von dannen.
Die Männer standen beratend zusammen und kritisierten die Anordnung des dicken Mannes mit der Beamtenmütze. Dann wurde der Kaffeekessel aufgesetzt,
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)