Zwei Säcke mit Kohlen brachten sie auf dem Karren mit. Die hatte man am Tage vorher vergessen.
Umständlich wurden die Werkzeuge ausgepackt, es wurde gestikuliert und vor allen Dingen gründlich gefrühstückt. Dann wurde von „anfangen“ gesprochen, aber nicht so recht Ernst damit gemacht. Man müsse auf den Inspektor warten. Das war der dicke Mann mit dem gelben Maßstab. Gegen zehn Uhr begann es zu regnen
Die Männer zogen ihre Röcke an, räumten die Werkzeuge in die Truhe, stellten das Gerät zusammen und gingen weg.
Es regnete zwei Tage, und die Männer ließen sich nicht sehen. Nur bei Anbruch der Dunkelheit kam ein Mann und stellte eine Laterne auf die Truhe.
Dann eines Morgens wieder in aller Frühe kamen die Männer zurück. Und an diesem Tage sollten die geängstigten und mit Spannung wartenden Anwohner den Zweck und die Absicht der Männer erfahren.
Fässer wurden zerschlagen, aus denen eine zähe schwarze Masse hervorquoll, der Ofen wurde geschürt, ein großer Kessel aufgesetzt und aus der schwarzen Masse ein Brei gekocht. Ein blauer, undurchdringlicher Rauchnebel lag in der Straße. Bei Kuhlenkamps, gegenüber von Benders, erstickten eine alte Frau und ein Dackel. Herr Ignaz Windlicht riet, man müsse Watte essen.
Vater Bender rannte mit dem Gewehr durch das Haus und schrie und schwor, er würde die Männer, einen nach dem andern, abschießen. Und man möge ihn halten. Die Familie zitterte, klammerte sich an ihn und hielt ihn zurück. Es wäre aber nicht nötig
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)