qualmen, geben sie einem Zimmer einen unendlich traulichen Charakter. Eingehüllt in Decken, so daß nur die blau-rote Nase naiv herausschaut, sitzt der fire place-Enthusiast vor dem Kamin, läßt die Beine in der flackernden Flamme bruzzeln und freut sich, umschmeichelt von würzigen Schwaden, die anstatt in den Schornstein, in das Zimmer kriechen, der heimlichen Märchenstimmung.
Ich schätze Dickens ganz enorm, kann aber seine Verehrung für den altenglischen Kamin, dem er als Stimmungsstimulanz in jedem seiner Romane ein begeistertes Lob singt, nicht teilen. Ich betrachte, seitdem meinem alten Freunde Dlany Trainenteer aus dem Staate Illinois am Kamin des Hotels Gletsch am Rhonegletscher die seltsame Sache passiert ist, jeden Kamin mit einem gewissen Grauen. Dem guten, sehr zerstreuten Dlany waren nämlich die Beine, mit welchen er ganz in Gedanken in den glimmenden Holzscheiten herumgestochert hatte, angekohlt. Als er sich dann endlich, durch den merkwürdig brenzlichen Geruch aufmerksam gemacht, erhob, war er drei Köpfe kleiner geworden. Er konnte einem leid tun, der brave Bursche; alle Hosen mußte er kürzen lassen.
Sehr ratsam ist es, ein kleines Petroleumöfchen mit sich zu führen. Menschen mit einiger Phantasie werden sich im bitterkalten Hotelzimmer, wenn draußen wenig laue Lüfte die verstörten Zypressen zausen, auf das angezündete Öfchen setzen, zwei aus Deutschland mitgebrachte Apfelsinen vor sich hinlegen, italienische Volkslieder singen und sich so ihre Illusion vom Lande des ewig lachenden Frühlings bewahren.
Ich konnte mich nach meinem kurzen Debüt auf italienischem Boden der Überzeugung nicht mehr verschließen,
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)