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es in der Stadt. Ich mußte weg, ich mußte jetzt unbedingt weg. Aber um Himmels willen wohin?

Da kam mein Freund Edeward. Edeward hatte eine Schnauze, gegen die niemand ankam.

„Du fährst in den württembergischen Schwarzwald, wohlverstanden in den württembergischen,“ legte er los, „ich war in diesem Frühjahr dort, in einem famosen, kleinen Nest, hoch auf einem Bergrücken, inmitten wunderbarer Tannenwaldungen. Das ist etwas für dich. Verpflegung tadellos. Dann soll es im Sommer, wenn wir hier am Rhein bald umkommen vor Hitze, gar nicht zu heiß sein, immer wehe ein erfrischendes Lüftchen da oben. Und dann vor allen Dingen billig: drei Mark volle Pension. Denke dir, mit Nachmittagskaffee, ist das nicht erstaunlich?“

Mit Nachmittagskaffee, das war ja ganz außerordentlich, verwunderte ich mich, im übrigen schien mir die Sache zu passen. Ich war des weiteren Suchens aber auch völlig überdrüssig und klammerte mich an Edewards Vorschlag, nur um aus dem furchtbaren Dilemma herauszukommen.

„Du mußt über Karlsruhe fahren, dann Karlsruhe – Pforzheim, du findest es leicht in jedem Kursbuch,“ hatte Edeward noch gesagt und war dann gegangen.

Du findest es leicht – so eine Gemeinheit. Ich saß jetzt in der zweiten Nacht, vergraben in einem Stoß von Kursbüchern und kam nicht zurecht und kam absolut nicht zurecht. Ganz blöde war es mir im Kopf; die Zahlen tanzten mir vor den Augen.

Bis Köln – ja, das fand ich, dann fing es schon an, links- und rechtsrheinische Strecken, daraus soll jemand klug werden. Dann war am Kopf der

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)