eine Schachtel Heftzwecken und zwei Flaschen Kopiertinte hatte er verstohlen hinuntergeschlungen.
Wäre er nie auf diese Sanatoriumidee verfallen! Aber nun hatte er schon für Wochen bezahlt. Und dann galt es doch für schick.
Eines Tages sagte der Chefarzt zu ihm: „Herr Nulpe, mein lieber Herr Nulpe, nur Geduld, nur Geduld, Sie sollen mal sehen, nur Geduld. Morgen wollen wir mal anfangen zu zandern.“ (Zandern kostete extra.) Der Doktor hätte Nulpe nicht zandern lassen sollen.
Nulpe saß bereits an dem Tisch der absolut Blöden. Wenn ihm irgendwas überzwerch ging, konnte er in wildes Toben verfallen.
Im Zandersaal. Alle Apparate waren in Bewegung. Es war ein groteskes Bild. Dort hatte eine sehr korpulente Dame die Arme eingespannt und schwenkte sie mit schauerlicher Regelmäßigkeit im Kreise. Einem langen, dürren Herrn wippte ein Apparat die Beine in marionettenhafter Weise hin und her. Ein Mensch, ganz kahlköpfig, wurde durch einen Zandermechanismus veranlaßt, unaufhörlich, schauerlich den Kopf zu rollen. Eine Greisin mit einem Eikopf und gallertartigem Wackelkinn saß auf dem Kamelrittapparat und hupste, daß ihr die Zähne wie weiße Bohnen aus dem Munde flogen.
Nulpe fühlte sich durch alles dieses Merkwürdige sichtlich beunruhigt.
Nur ungern ließ er sich in einen komplizierten Stuhl drücken. Dieser Apparat hatte den Zweck, bestimmte Stellen im Rücken durch kurzes, regelmäßiges Klopfen eines Gummifingers zu massieren. Das sollte enorm gesund sein.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)