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 Wo freudlos und unfroh Jesu Frohbotschaft bezeugt wird, beraubt man sich des Segens und sie der Weihe. Wo im engen Kämmerlein das „Hier ist Christus“ verkündet wird, ist ebensowenig gesunde Freudigkeit als wenn in eine verflachende und verödende Wüste, da alle Meinungen und Ansichten sich tummeln, hinausgezeigt wird.

 Wo aber zwei oder drei in Jesu Namen, der Gottes Name ist, sich zusammenfinden, einander nicht mit Worten, sondern mit Kraft zu trösten und zu stärken, da kehrt die Freude ein, die dem enteilenden Tage nachruft: Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit ist abermals vollendet, den Stürmen zujubelt, weil sie den Frühling einläuten, der Trübsal sich rühmt, weil sie Geduld wirkt, die ein festes Wesen schafft und erhält.

 Immer näher und härter treten und drängen die Gegensätze zusammen: Leid des Abschieds und Freude des Besitzes, Weh der Trennung und Glück der Gemeinschaft, Unfertigkeit der Welt und Vollgehalt der Freude, Erdennot und Himmelsfriede, Todesgrauen und Lebenssieg.

 Diese Widersprüche hat der gelöst, der sie in sich vereinigte, zu dessen Kreuz emporblickend die Gemeinde sagt: Er ist unser Friede. Die Kirche aber singt:

In dir ist Freude
Bei allem Leide –
O werter Heiland Jesu Christ –

und heißt die Häupter emporheben, darum daß Freude die Fülle und selige Stille uns erwarten, wie wir zur Arbeit gerüstet, nicht zur Ruhe bestimmt, nach Stille uns sehen.


Ich habe ihnen gegeben dein Wort, und die Welt haßte sie.

 Wie reich hat Jesus die Seinen gemacht, aber auch wie beneidet, wie froh, aber auch wie schmachbedeckt! Seine Freude am Worte, ja dieses selbst hat er ihnen erschlossen, in die geheimen Klänge, die das ärmste Kind in sich aufnehmen und der Weiseste und Denker nicht enträtseln kann, hat er sie Einschau tun lassen. Aus schlichten Lauten, deren die Welt zu Torheit und Schalkheit, wenn’s gut heißen will, zu Eitelkeit und Leerheit sich bedient, hat Gott gebildet, was in seiner Liebe beschlossen war und zu einer Gemeinde ladend und lockend, drohend und verheißend gesprochen: So spricht der Herr.

 Dieses Wort, Gottes heilige und selige Offenbarung hat Jesus, wie er’s verstand, erlebte und erlitt, den Jüngern gegeben; ob er sie das Vaterunser lehrte oder durch Gleichnisse geleitete, die dem Worte dienten, ein jegliches in seiner Art, ob er mit Seligpreisungen anhob und mit Drohworten endete, wie einer, der Gewalt hat, ob er von den letzten Dingen im Menschenleben sprach, da der Herr um den Hahnenschrei eintritt oder um den Morgen oder vergeblich erwartet