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Sohne ganz sich dankbar erweisen und in ihm wohnen, damit, der gibt, empfange und der darreicht, hat.

 Aus diesem heilvollen Lebensverkehr überweltlicher und innermenschlicher Art haben sich alle die Einheitsmomente ergeben, die annoch in der Einen heiligen christlichen Kirche vorhanden sind, Einigungsmomente, die nicht geringer und spärlicher werden dürfen –, das wäre Sünde gegen Gott und sein Werk in Christo und Verbrechen gegen die Welt und Sieg des Jesu Werk aufhalten und verstören wollenden Feindes, – aber auch nicht geringer werden können, weil sie mit dem Zusammenschluß der kraftvollen und planvoll zielkundigen Irrungen ihrerseits sich zusammenschließen müssen.

 An der immer stärkeren Betonung des unum necessarium, an der immer innigeren Erfassung der Sühnegabe vom Kreuze und dem immer tiefer und wahrer werdenden Danke für diese Treue wächst die Einheit der Geliebten und Erwählten zu einer Vollkommenheit, für welche die Erde nicht Raum, aber Ahnung hat.

 An dem Zuge der Einheit zur Vertiefung und Erhöhung, zur umfassenden Kraft der Vollendung soll die Welt, was sie an den Anfängen der Einigung zu glauben begann, erkennen, daß nur ein Gottesknecht, nur Ein Gottesknecht die Einheit gebracht hat und bringen kann, begonnen hat und vollführen muß, wenn er nicht sich untreu werden will.

 Von Gott gesandt ist der, welcher die gute Gabe der Einheit in das zerrissene Leben gebracht hat. Von Gott geliebt, der Einzige, der dieser Liebe wert war, muß der sein, der die vollkommene Gabe der Einigkeit zur Erscheinung bringt.

 Immer wieder geht des um Einigkeit andringlich betenden Herrn Gedanke auf die Welt: sie soll ihrer Uneinigkeit Jammer und ihrer in Unrecht ruhenden Einigkeit Leid, das Weh der nach Zerstreuung hastenden Eintönigkeit an der heiligen seligen Harmonie der wahren Jünger erfahren und erschauen, nach ihr sich sehnen und ihrer Vollkommenheit Zeuge werden.

 Staunend soll die Welt das Schauspiel des Pfingstwunders sehen, dessen Predigt die fernsten Geschlechter und die entlegensten Zeiten, das längst entsunkene Gestern, das zum Scheiden sich rüstende Heute, die in unmeßbarer Ferne liegende Zukunft mit der einen frohen Botschaft erreicht, daß Gottes Liebe zur Welt den eingebornen Sohn zum Leid der Welt gesandt hat, daß er es in sich nehme und durch sich in Frieden wandle, Sprachen verneut, Worte bildet und schafft, ihre Bedeutung erhebt und vertieft – der Pfingstgeist, Menschen erfüllt er mit Ewigkeitsfragen und -gütern, neue nie gesehene Werke der dienenden Liebe, die das Elend in den Elenden aufsucht und des Leidenden sich erbarmt, stiftet er ein. – Daran erkennt die Welt, daß der verachtete Nazarener, der arme Zimmermannssohn, der ungelehrte Lehrer und hilflose Helfer aller Zeiten Wendepunkt heraufgeführt hat. Denn er ist von Gott gesandt.