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lebt immer von Unsichtbarem und in Unsichtbarem, aber er lebt. Wir reden jetzt von Gott – niemand hat Gott je gesehen. (Joh. 1 18.) Wir beten zu Gott – niemand hat Gott mit Händen gegriffen. Unser ganzes Christentum geht in ungeschaute, unergriffene, unbekannte Fernen, aber dem Glauben sind diese Fernen Nähe und diese Begriffe Tatsachen. Der Glaube ist eben ein innerlicher Beweis von Dingen, die man nicht sieht, aber ein so fester Beweis, daß er jeden Widerspruch stillt. So ist man innerlich im Glauben von den Dingen, die man glaubt, so überzeugt, daß alle Gegnerschaft schon an unsern Schuhen niederfällt, sie erreicht gar nicht unsern Fuß. So fest gibt Gott denen, die ihn darum bitten, den Glauben, daß die vielen Schrecken, die auch durch ihre Seele ziehen, ausklingen: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! (Hiob 19 25.) Ich weiß es.

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 Wenn wir einen geliebten Menschen nach seinem irdischen Teil in die Erde senken, ist es eine Glaubensstärke ohnegleichen zu sagen: er ist nicht verloren, er lebt fort, nicht bloß in unserer Gedankenwelt – das ist nicht viel, denn da stirbt er eben mit uns – sondern er lebt, trotzdem der ganze Augenschein mir sagt: er ist tot. Der Augenschein täuscht, das Nichtgeschehen ist wahr. Der Augenschein trügt, mein Christus und in ihm alles, was kein Ohr erlauscht und kein irdischer Blick ersah (1. Kor. 2 9), das ist untrüglich klar und wahr. – Daß ich mit einem Unsichtbaren rede, ist ja