Seite:Hermann von Bezzel - Der 2. Glaubensartikel.pdf/162

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Du hast vielleicht dort einen Feuerbrand geschürt und hier hast du ein hartes, schnelles Urteil gefällt, das Gottes Engel weitertragen bis vor seinen Thron. Und dort hast du mit leeren Reden dich gesättigt und deine Seele betrogen. Was soll denn dann eigentlich meine Rede regieren? Soll ich Jesum immer im Munde führen, als ob das gottselige Reden etwas wäre? Mit derselben Zunge, mit der ich eben einem Menschen geflucht habe, soll ich des Menschen Sohn preisen? Soll ich mit gottseligen Redensarten mich und andere täuschen und sie zu täuschen versuchen? Das sei ferne. Aber wie man an einem Händedruck spüren kann, ob das Herz die Hände regiert, so muß in jedem deiner Worte der Dank für Jesu Erbarmen und das Verlangen, ihm wirklich zu dienen, erkennbar sein.

 Immer muß man sich sagen: wenn jemand nicht reicher von uns scheidet, als er kam, so wird er unser Verkläger. Wenn dich heute jemand auf der Straße verläßt, dem du nicht einen Segen gegeben hast, so wird dieser, von dir vernachlässigt, dein Unsegen sein.

 Ach, was könnte nur von dieser kleinen Gemeinde erreicht werden, welche Volksmission, welche Volksbekehrung von ihr ausgehen, wenn ihre Worte von Jesus regiert würden! Nicht aufdringlich, aber andringlich; nicht frömmelnd, aber echt; nicht in gesuchter Feierlichkeit, aber in feierlichem Ernste seien deine Worte gesprochen und in Dank gegen Gottes Erbarmen getaucht.

Wollt ihr nicht in dieser Passionszeit Jesum bitten, daß er euren Worten Kraft verleihe? Er braucht nie genannt zu werden, wenn er nur bekannt wird. Man braucht seinen Namen nicht zu nennen, wenn er nur auf den Lippen thront, und wenn nur in unserem ganzen Wesen sein heiliger Ernst leuchtet, leitet und regiert.

 Auf daß ich sein Eigen sei, auch in meinen Werken. Und darum heißt es am Schlusse: „und in seinem