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mich an! König, denke an mich, Deinen geringsten Untertanen! Du hast mir versprochen, mein Leid zu teilen, und hast am Kreuze Dein Versprechen eingelöst. Du hast mir versprochen, Deine Ehre mit mir zu teilen, löse auch diese Verheißung gnädig ein!“

 Wie Bernhard von Clairvaux einmal sagt, so rufe ich euch zu: „Lasset uns hinzutreten zu dem Manne, der des Zöllners am Zoll sich erbarmte (Matth. 9, 9), der mit dem kananäischen Weibe Mitleid hatte (Matth. 15), der sich von der weinenden Sünderin salben ließ (Luk. 7), der mit dem Ihn verleugnenden Jünger Mitleid trug, wie Lukas 22 zu lesen ist, der dem bekennenden Schächer am Kreuz sein Herz erschloß (Luk. 23) und der dem zweifelnden Thomas Sich als der Lebendige zeigt, wie es dort bei Johannes 20, 28 steht.“ Daß wir auf Grund der tröstenden, rettenden, vergebenden, verzeihenden, erlassenden, überzeugenden Tätigkeit Jesu Christi zu Ihm fliehen können, das ist ein Werk des Heiligen Geistes.

 Am Sonntag Abend, da die Türen verschlossen waren, ging der, der durch des Steines gewaltigen Verschluß und durch des Siegels starkes Band hindurchbrach, durch die verschlossenen Türen hinein zu den Jüngern, die sich aus Furcht vor den Juden heimlich versteckt hatten, und grüßte sie mit dem Gruß, in dem Er Seine höchste Ostergabe ihnen darbot und daließ: „Friede sei mit euch!“ (Joh. 20, 19.) Das war der Alltagsgruß am Feiertage, das war der Sonntagsgruß für den Alltag. Der Alltagsgruß am Feiertag – denn daran sollten die Jünger ihren alten Herrn erkennen, daß Er mit dem ihnen schon tausendmal gebotenen Gruße ihren Feiertag zu einem Freudentag weihte und mit dem Gruß: „Friede sei mit euch!“ in den Alltag die feiernde, heiligende Stille einsenken wollte. Es war nicht mehr der Gruß der Verheißung, nicht mehr ein Gruß des Wunsches, es war der Gruß, der die Tatsache, die am Kreuze erworbene und erbrachte Tatsache darbot: „Friede sei mit euch!“ Und da die Jünger zuerst