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der, wie ich glaube, einmal alle anderen Kirchen angezogen werden, bis es ein Hirte und eine Herde sein wird. Sie ist die Kirche, die durch die Unmittelbarkeit ihrer Abhängigkeit von Jesus als ihrem Herrn am reinsten und vollkommensten die Gemeinde des Herrn darstellt, nicht als schaubar, aber als glaublich. Sie ist die Kirche, welche alle Schmerzen ihres Herrn mitträgt, Seine Schmach erduldet, Sein Leid erfährt, mit Ihm in die Einsamkeit geht, mit Ihm wacht und betet, mit Ihm den einsamen Kreuzesweg beschreitet, weil sie hofft, es wird einmal ihr seliger Ostertag erscheinen.

 Ich glaube, trotz aller Teilung, eine Kirche und glaube, daß meine Kirche zwar noch nicht die Kirche der Vollendung ist, aber die Kirche der Vollendung werden wird. Ich glaube nicht, daß einmal Rom alle um sich und seinen Hirtenstab versammeln wird, ich glaube vielmehr, daß meine Kirche, die nicht herrschen, sondern dienen, nicht befehlen, sondern trösten, nichts im Glanze darstellen, sondern im Glauben hoffen will, alle einmal zu sich ziehen wird, welche Jesu Christi Erscheinung lieb haben.“ (2. Tim. 4, 8.)

 Ich glaube eine und ich glaube eine heilige Kirche. Diese glaube ich, obwohl ich weiß, daß es zwei Sätze gibt: Die Kirche kann nicht sündigen, die Kirche kann sündigen. Die Kirche kann nicht sündigen, soweit und sofern sie sich ganz von Jesu tragen läßt, wenn sie Sein Wort recht auslegt, Seine Sakramente recht gebraucht und Ihm nachfolgt bis in den Tod. Sie kann sündigen und irren, weil sie aus fehlsamen Menschen besteht; sie hat geirrt, als sie die Ketzer verfolgte und verbrannte, als sie die Glaubenssätze mit Gewalt und äußerlichem Zwang durchsetzen wollte; sie hat geirrt, als sie die Pflicht der äußeren Mission so lange vernachlässigte, und irrt jetzt, da sie, wie ich glaube, die Pflicht der Mission nicht recht erfüllt. Sie hat tausendmal geirrt; auf dem Stuhle Mosis saßen Pharisäer (Matth. 23, 2). Unser Amt hat