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allmähliche Nachlassen deines Willens, dein schlechtes Aussehen, das andere bereden, – das alles waren lauter Todesboten. Dafür, daß du sie ignoriertest, ist er nicht verantwortlich zu machen. Der Tod schickt zuerst seine Boten und dann tritt er ein und spricht: hast du meine Boten nicht beachtet? Und so, wie der Todesfürst viel angemeldet in die Seele und ins Leben tritt, so ruft der heilige Geist in tausendfacher Weise.

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 Daß ich ganz praktisch rede: wenn ich so die Menge der Kirchenlosen in unserer Stadt beobachte, die für alles Zeit haben, nur für die Kirche nicht – im Sommer ist’s ihnen dort zu heiß, im Winter sind die Kirchen zu kalt –, dann frage ich mich, wie sie eigentlich mit dem Glockenläuten, das wirklich in München nicht spärlich ist, sich abfinden. Nun läutet es in den Pfingsttagen von vielen, vielen Türmen der Stadt; dort schallt aus der geöffneten Kirchentüre der Pfingstchoral, dort gehen etliche Leute mit dem Gesangbuch und schämen sich nicht, es zu tragen. Hier hörst du vielleicht über eine Pfingstpredigt reden – das alles sind Rufe des heiligen Geistes; so beruft der heilige Geist. Kein Mensch in ganz München hat dieses Pfingsten unberufen gefeiert, wenn er auch ganz kirchenlos, ganz sorglos war, wenn er kaum mehr wußte, wozu man Pfingsten feiert, berufen wurde er. Und wenn du einen Artikel in den Zeitungen, die nicht gerade der Kirche dienen, liesest, und bekommst so eine Ahnung von Pfingsten und dem Pfingstgeheimnis, so ist das eine Berufung des heiligen Geistes. Der heilige Geist beruft auf allerlei Weise: durch ein fliegendes Blatt, durch eine sinnvolle Pfingstkarte, durch ein Pfingstlied, einen Pfingstvers; du überhörst nur immer und oft die Berufung des heiligen Geistes, die Glocken läuten, die Maien an den Kirchentüren grünen, die Festgemeinde wallt zum Gotteshaus – lauter Berufung des heiligen Geistes. Oder: am ersten Pfingstabend bist du an ein Sterbebett gestellt worden, ein geliebter Mensch schloß die Augen für dieses Leben und nach