Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/109

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diese Vielgeplagten endlich die Ruhestunde gekommen ist. Mehr als die wöchentlichen Andachten, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden soll, aber leicht überschätzt wird, da die sie Besuchenden meist auf guten Wegen sind, während die Verirrten ihnen ferne bleiben, nützen und fördern die Aussprachen, die zu manchem Gang und vielen Bitten und Briefen führen, aber wenigstens die Beruhigung in die Seelen bringen, daß die Kirche sie nicht verstoßen noch verlassen habe. Es soll der Ehrentitel des Pfarrers sein, der Armeleutepfarrer zu heißen. „Versammle alle Armen und Geängsteten und Vergessenen in deines Herzens Spittel und dann erbarme dich über sie (Tauler)“! Man fürchte nicht, in der Seelsorge sich zu zersplittern und für das Amt nötige Kräfte zu vergeuden. Die Gefahr der Zersplitterung droht von andrer Seite. – Wenn aber der Geistliche rechter Art ist, sollten sich dann nicht in der Gemeinde guttätige Leute finden, die ihm mit Geldmitteln beistehen, um dort ein Fortkommen, weg von der gefährdenden Umgebung, zu ermöglichen, hier ein Obdach zu bieten? Es ist so viel Verlangen einzelstehender Frauen nach Berufen, es werden Vereine gebildet und Kongresse beschickt. Hier wäre die schönste und der Natur des Weibes angemessenste Betätigung, den gefährdeten Geschlechtsgenossinnen Herz und Haus aufzutun. Fürsorge für Kinder, auf daß sie der Verwahrlosung nicht anheimfallen, für die entlassenen Gefangenen, daß sie Arbeit finden; wo nur Not herrscht, trete die Seelsorge ein, die auch mit äußeren Mitteln helfen soll (Jak. 2, 16). – Wir fassen zusammen: Das Pfarrhaus sei für alle Not zu allen Stunden offen, die Teppiche