Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/34

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hände das teuere Predigtamt überkommen und zu dem gemeinen Christenkreuze, das, wie Tauler sagt, „aus Hölzern gefügt ist, die vor jedermannes Türe liegen“ das Amtskreuz auferlegt wurde, muß durch sein Leben die heilige Freude gehen, daß er gewürdigt ist, ein Joch und eine Last zu haben, die sein sanftmütiger und von Herzen demütiger Meister, Lehrer und Herr die seine genannt und eben dadurch gesegnet hat. Wie ein junger Theologe studieren soll, ist von trefflichen Beratern, am wenigsten faßlich vielleicht von Frank, am tiefinnerlichsten von Kähler gezeigt worden, über das geistliche Amt sind nicht nur die wissenschaftlichen Lehrbücher als treubewährte Ratgeber zu befragen – man wird gut tun, am Anfange des Amtslebens die wissenschaftlichen, später die mehr aus der unmittelbaren Praxis geborenen beizuziehen – sondern auch in Baxter, Harms und Löhe, in Büchsel und Paludan-Müller, in Wucherers Briefen an seinen Sohn und in Blech und Maier zum Teil unersetzliche Güter geschenkt, – aber alle Anweisungen in Ehren, sie werden von einer übertroffen: Habe caritatem et fac, quidquid vis. Mag die Freude der Begeisterung noch an Überschwang leiden, den die rauhe Wirklichkeit bald genug auf das gesunde Maß zurückführt, mag die erste Liebe noch schwärmerisch sein: wem diese Freude und Liebe ganz abgehen, kann viel wissen und große Erkenntnis haben und kenntnisreich sein, aber das Beste gebricht ihm. Es gibt im gewöhnlichen Leben schon Athaumasten genug, die, weil sie nichts bewundern, über nichts mehr sich wundern und vergessen, daß Staunen der erste Anfang der Erkenntnis ist. Sie mögen ihr