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Amt pünktlich ausrichten und sorgsam verwalten, aber Kraft geht nicht von ihnen aus. Wie aber sollte von einem Diener des freudenreichen Herrn, von einem Nachfolger der freudevollen Apostel und Lehrer, deren einer das quivis katechizans gaudeat geprägt hat, weil nur den fröhlichen Geber Gott liebe (II. Kor. 9, 7), deren andrer das fac, ut possim demonstrare, quam sit dulce te amare täglich betete, wie sollte von einem begeisterungslosen, kaltsinnigen Prediger Kraft ausgehen?

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 Darum die einzige Bedingung, welche die Kirche ihren künftigen Dienern, richtiger denen, die in ihr den Seelen wahrhaft dienen wollen (I. Kor. 9, 19), stellen soll, die sei, daß sie Begeisterung und Feuer der ersten Liebe haben, in der das Herz brennt, wenn er die Schrift öffnet, der Exeget „ohne Gleichen“ (Delitzsch, Luk. 24, 32), daß sie nicht ein ödes Trümmerfeld sei, auf dem die Zijjim und Ohim hausen, noch ein Tummelplatz aller strebsamen Geister, denen das Unglaubliche immer am glaubhaftesten ist, nicht eine religionsgeschichtlich zu wertende Urkunde, an der das Gute nicht original und das Originale nicht gut ist, sondern ein Werk, das Gott atmet, in seiner Lebensatmosphäre erzeugt, von ihr durchweht und geheiligt und nach ihr Verlangen zu erwecken bereit und geschickt, nicht Urkunde, sondern Freudenwort aus Mißklang und falschem Ton, aus Tränen und Trauer, aus Fehlsamkeit der Menschen und ihrer Schuld zur wahren Harmonie gestimmt und bestimmt. Solche erste Liebe geht dem Herrn nach, wohin er geht (Offbg. 14, 4) und folgt dem ἀρχηγὸς καὶ τελειωτὴς τῆς πίστεως durch die Geschichte und läßt sich von ihm