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Gemeinden leicht erreichbar ist, bestimmte Persönlichkeiten getroffen werden. Das Wissen bläht dann die Hörer auf und bessert den Getroffenen nicht, den nur seelsorgerliche Liebe erreicht. Man schelte nicht über den geringen Besuch der Kirche, denn die der Tadel treffen soll, erreicht er nicht und die er erreicht, trifft er nicht. – Das Illustrationsmaterial werde nicht zu oft aus dem alltäglichen Leben, nicht zu viel aus der Zeitgeschichte genommen: weder das Feuilleton noch der Leitartikel haben in der Kirche ihre Stätte, in der nicht ein Publikum, sondern die Gemeinde Christi sich versammelt. – Die Liederverse und Bibelsprüche seien maßvoll angewendet, aber korrekt, der Gemeinde auch bescheidentlich eine Aufgabe gestellt, dieses und jenes Kapitel nachzulesen, denn die Unkenntnis in der Schrift ist Gemeingut bei Gebildeten und Ungebildeten, kurz sei die Einleitung, die zur Aufmerksamkeit reize und kurz der Schluß, dessen wiederholentliche Erwartung kein gutes Zeugnis für die Predigt ist.




Kapitel VI.
Die Kasualrede.

 Vorbemerkung. Die Wochenpredigt. Im Gegensatz zur Amtspredigt, wie unsre Alten die sonntägliche nannten, steht und insoferne ist mehr für die einzelnen Notfälle zu verwerten die Wochenpredigt schon um deswillen, weil in ihr die Texte freigegeben sind. Hier mag man sich von bestimmten Anlässen, von Ereignissen,