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Luk. 16, 23 tröstlich gewesen wäre und als ob wiederum jene Stelle Philem. 15 beweiskräftig genug wäre. Kräftig und kraftvoll ist nur das Pauluswort, das eigens für das Weh des Scheidens geprägt ist, Röm. 14, 8 und I. Thess. 4, 17: πάντοτε allerorts und aller Zeiten werden wir mit dem Herrn sein. Es ist unaussägliche Zartheit Gottes, daß er, dessen ewiges Abbild und eingeborner Sohn in den Lagen seines Fleisches Tränen dargebracht hat (Hebr. 5, 7) und vor dem Tode erschauerte (Joh. 11, 38), alle Tränen abwischen wird, nachdem dieser sein Sohn überwunden hat (Offbg. 5, 5; 21, 4). Das „Weine nicht“ aber, das der für alle den Tod geschmeckt hat zur tiefsten Trauer sprach, ein Wort des treuen Mitleids und des herzlichen Mitwissens mit aller θλῖψις καὶ στενοχωρία dieser Welt, soll an den Gräbern immer wieder bezeugt werden. Rührung zu wecken ist leicht, sie zu heiligen schwer; es gibt unwahre Tränen der Scheintraurigkeit, dann der weltlichen Traurigkeit, – die wahren Tränen aber wollen in der Arbeit trocknen und die sie haben, überwinden das Leid durch größere Treue. –

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 Leicht kann noch die Frage erhoben werden, ob denn immer geredet sein müsse, ob nicht durch Darbietung von Schriftworten und kurzem Gebete oft mehr gedient werde. Wenn nicht bei den Armenleichen mit dieser Weise begonnen wird, so mag es nur gut sein, mit ihr zu beginnen. Es wird ein geeigneter Schriftabschnitt, wie sie jedes Kirchenbuch aufweist, ein Gebet (wohl auch ein freies, wenn es nicht erst der Augenblick schafft) wohl empfunden werden. Daß über dem Grabe das Jahrhunderte