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das Schönste und Beste, von allen Schätzen der edelste Hort sei.

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 c) In der Mittelschule. Ein Lehrer, der nicht über das dort nötige und gelehrte allgemeine Wissen verfügt, lasse die Hand von dem Unterricht, der ja nicht von jedem gegeben werden muß. Denn wenn wir auch dem Übervernünftigen dienen, aus den Geheimnissen unterweisen sollen, die aus keines Menschen Verstand gekommen sind, ist es doch nütze und not, daß wir ohne Aufdringlichkeit des Wissens das Erdenwissen uns angeeignet haben. Es ist ja wohl wahrhaftig und für den rechten Lehrer nie abträglich, seine Unkenntnis in dem und jenem Einzelwissen anzuerkennen und einzugestehen, aber es schädigt die hohe Arbeit, in der wir stehen, um ihr Ansehen, wenn wir in Dingen Lücken zeigen, die bekannt sein müßten, noch mehr, wenn wir mit Kenntnissen uns hervorwagen, deren Dürftigkeit das helle Schülerauge bald durchschaut. Wenn in diesen Schulen, in die alle möglichen Bildungsfermente aufgenommen werden, Verteidigung des alten Glaubens unternommen werden will (die meisten Apologien und Apologetiker des Christentums erreichen den Zweck nicht), so muß man die gegnerischen Auffassungen kennen. Wer über Nietzsche spricht ohne andre Kenntnisse als die vom Konversationslexikon unmittelbar zu besitzen, wird bald zu Ende sein und etliche Aufsätze über die Religion unsrer Klassiker gelesen zu haben befähigt noch nicht über sie zu reden; man muß sie selbst kennen. Andrerseits entfalle dem Geschichtskundigen, der seinen Herrn lieb hat, nicht das Herz. Nicht jeder Schwachheitszweifel ist Willenszweifel und nicht