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Einzelgespräch mit jedem ermöglichen, zum andren in Konfirmandenzimmern erteilt werden, die das Schulmäßige abgelegt haben und gottesdienstliche Räume sind, denn in diesem Alter hängt die Seele am Äußerlichen, durch das ihr das Innerliche zuteil werden soll. Er sollte auch auf kürzere Zeit beschränkt sein und nicht durch das ganze Wintersemester sich hinschleppen. Der alte Sechswochenunterricht des 17. und zum Teil des 18. Jahrhunderts war wohltätig. Der Präparanden- und gar noch der Auskultantenunterricht (die sog. „Zuhör“), also durch drei Jahre dasselbe, hat die größten Bedenken gegen sich. Zumeist aber muß der Unterricht seelsorgerlichen Charakter tragen, mehr akroamatisch als katechetisch sein, mehr erbaulichen als lehrhaften Ton haben, auf das 2. Hauptstück und in ihm auf den 2. und 3. Artikel, auf die Lehre vom Altarsakrament sich beschränken. Lied und Brauch der Kirche sollen kurz erklärt werden, wenig Aufgaben verlangt, der Freiwilligkeit des Lernens Recht und Raum gelassen werden. Ja, es mag erwogen werden, ob nicht die Konfirmanden von dem regulären Religionsunterricht während ihres Beichtunterrichts befreit werden sollten. Unbezweifelt ist dieser Unterricht die Krone aller Unterweisung, zu der viel Geduld, ein in dem Bekenntnis froh getrostes Herz, Takt und Zartheit gehören. Kein Unterricht prägt sich nach seinem guten wie nach seinem Mißerfolg fester ein; hier wird nicht für die Schule, sondern für das Leben gelernt oder – gelitten. Soll man immer einerlei Weise für diesen Unterricht haben? Wir wissen, was Luther hierüber meint. Und es ist wohl zu empfehlen, denselben Gang immer wieder