Seite:Hermann von Bezzel - Die Herrlichkeit des apostolischen Glaubensbekenntnisses.pdf/6

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Schrift „von den drei Betrügern“ (Mose, Christus, Mohammed), welche das Bekenntnis höhnte. – Und in unserm Jahrhundert sind von Gelehrten, die in ihrer Weisheit nicht wußten, daß eines not ist, wie von Ungelehrten allerlei schwächliche Versuche gemacht worden, das Glaubensbekenntnis zu verdrängen aus der Taufliturgie, der Konfirmation, der Ordination der jungen Amtsträger, kurz aus dem gesamten gottesdienstlichen Handeln. Die Berliner Generalsynode vom Jahre 1846 gab dem sonst frommen und persönlich von der Wahrheit des apostolischen Glaubens durchdrungenen Universitäts-Professor Karl Immanuel Nitzsch Anlaß, die übernatürliche Geburt Jesu (aus Maria, der Jungfrau), die Niederfahrt zur Hölle, die Wiederkunft zum Gericht aus dem 2. Glaubensartikel, die Auferstehung des Fleisches aus dem 3. Artikel zu streichen, weil diese Sätze entweder nicht hauptsächlich oder nicht biblisch „genügend begründet“ seien. Das Jahr 1848 hat dem Mann die Quittung ausgestellt und Geister aus dem Abgrund der Leugnung hervorsteigen lassen, die, so sehr sie es auch wünschten, diejenigen nicht loswurden, welche sie gerufen. – Denn es ist töricht, in unsrer Zeit an die Möglichkeit der Geheimhaltung von zweideutigen und irrigen Lehren zu glauben. Was heute in den Kammern der Gelehrten und Weisen ausgesonnen und oft auch ausgeklügelt wird, das predigen morgen die Unberufenen von den Dächern, und der Beifall der Menge ist ihnen gewiß. – Die Gründung der freireligiösen Gemeinden war das Werk des genannten Schreckensjahres. Freireligiös aber nannte man sich, nicht als ob man frei von Religion hätte sein wollen, sondern weil man eine freie Religion beliebte, ein Christentum ohne Kreuz, ein Sakrament ohne Inhalt, eine Nachfolge des Herrn ohne Selbstverleugnung, ein Haus ohne Grund und ohne Dach, unwirtlich und unwohnlich, aber sehr frei und zugig.

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