Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/26

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Es war das Arbeiten ein treues, aber der inneren Begeisterung entbehrendes. Es war nicht mehr die Arbeit derer, von denen der Herr Jesus gesagt hat, daß sie seine Freunde seien, sondern die Arbeit treuer Söldner. Und wenn ja einmal Begeisterung kam, dann war sie eine künstliche und darum nicht lang anhaltende. Kein Hauch der Frische geht mehr durch das Ganze, bereits zeigen sich die Anfänge der Stimmung, die jenen Knecht hat reden lassen: „Herr, ich wußte, daß Du ein harter Mann bist. Du schneidest, wo du nicht gesäet hast, und sammelst, da du nicht gestreut hast.“ (Matth. 25, 24) – Die Freudigkeit freilich, die in dem Diener Jesu Christi am Tage der Ordination war, da es ihm zu Mute war, als wollte er der ganzen Welt sagen, was Großes es heißt, ein Diener Christi geworden zu sein, kann nicht lange nachhalten. An diesem Tage stehen die Jünglinge so glaubensfrisch und alles Große des Amtes steht so leuchtend da, daß Menschen glauben, es könne nie anders werden. Alle Schwierigkeiten erscheinen so klein angesichts der leuchtenden Gaben. Einige Jahre später denkt man anders. Man hat sich überschätzt, die Verhältnisse überschätzt, das Amt zu leicht sich vorgestellt. Was an der ersten Liebe Unkenntnis seiner selbst, Unkenntnis der Verhältnisse ist, die Unreifheit fällt ab, doch das, was an der ersten Liebe Schätzung des Ewiggeliebten ist, was in ihr Dank an Jesum ist, das bleibt und wächst in die Ewigkeit hinüber. Es soll uns nicht wundern, wenn die Begeisterung am Konfirmationstag abfällt, wo es uns wirklich Ernst gewesen ist, niemals Jesu untreu zu werden. Der eigentliche Kern und Nerv der Begeisterung aber ist, daß er mich Sünder