Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/7

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Meister die Herberge bereiten durfte zum Nachtmahl und daß er ihm auch eine Herberge bereiten durfte in seinem Herzen. So hat er uns eine große Vergangenheit ans Herz gelegt, die große Vergangenheit, daß er Jesum sah, daß er ihm dienen durfte und ihm nachfolgen, daß er ihn preisen durfte in Wort und Werk.

 Durch solche Kunde wird umsomehr die Kenntnis von der armen Gegenwart vertieft. Es ist die Zeit, wo alle Apostel schon wegberufen sind in die Heimat. Johannes ist die einzige Säule, die noch vom großen Gottesbau übrig geblieben ist; alle andern sind versunken. Paulus war längst nicht mehr unter den Lebenden, Petrus hatte seine Treue mit dem Tode besiegelt, die übrigen Apostel waren auch daheim; Johannes allein sieht die arme Gegenwart. Es war, als ob der Herr die andern Apostel für minder tragfähig erachtet hätte, weil er sie vor dem Unglück noch hinwegraffen läßt. Es kam die Zeit, wo der Irrglaube in die Gemeinde einzog, daß Jesus persönlich nicht mehr so teuer war und man ihn durch äußere Mittel und Künste gedachte berühmter zu machen. Aber Johannes, der solchen Einblick in das Herz des Herrn Jesu getan, hat es erlebt, daß eine arme Gegenwart noch lange nicht eine reiche Vergangenheit leugnet. Wir glauben, daß eine arme Gegenwart das Kind einer armen Vergangenheit und die Mutter einer armen Zukunft sein müsse. Johannes sieht diese arme Gegenwart und ruft in seinen Briefen in diese arme Gegenwart hinein: „Gott ist das Licht, Gott ist die Liebe!“[1]

 Das Licht zuerst, darum werdet selbst Licht! – Es war alles so düster, als der Apostel seine drei Briefe schrieb; aber er will zeigen, vor wem die Nebel

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nach 1. Joh 1,5 und 4,16.