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werden kommen, die mit dem Schein gekämpft haben ihr Leben lang, und auf diese wird er zugehen und dem Vater es bezeugen, daß sie die Seinen sind. Gott sei Dank, auch unsere Kirche hat noch eine Menge solcher, die da stille im Land hin und her arbeiten. Sie bewahren die Kirche vor Versuchung. Der Herr will, wenn man es nur erkennt und zuläßt, alles Halbe, alles Scheinwesen aus unserer Mitte nehmen. Er will alle Redensarten, die wir vielleicht uns selber nur sagten, er will alle Träume jetzt noch zerstören, damit es nicht zu spät sein möge, will uns, wenn wir uns ganz ihm ergeben, vor seinem Vater bekennen, in weiße Kleider des ewigen Lebens uns kleiden und unseren Namen mit Ehren nennen zu allen Zeiten. Ja, das will er, das wolle er bei unser jedem. Er wolle es dahin bringen, daß wir immer mehr dem Einen, was not ist, nachgehen. Unsere Seele dürstet nach Wirklichkeit, daß wir etwas erleben möchten, nicht eine neue Ausgießung des hl. Geistes, wohl aber, daß sein heiliger Geist nicht von uns genommen werde. Unsere Seele hat keine scheinbare Sünde, sondern wirkliche Sünde. So begehrt sie auch keines scheinbaren Trostes, sondern wahren Trostes, seines Trostes, seines Trostes allein. Nicht was wir gewirkt haben, kann uns folgen; aber was wir geworden sind, das bleibt. Er wolle in unseren Seelen den Vorsatz wirken etwas Ganzes zu werden, jeder in seiner Beschränkung und an seinem Teil.

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 Etwas Ganzes zu werden: Der Heiland läßt sich ja an Wenigem genügen. Das Weib, welches zwei Scherflein einlegte, hat ihre ganze Habe eingelegt