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ihre Jugend umsäumt hatte, Lob für das Glück, das Er auch auf eine arme Jugendzeit legte. Es ist, als ob Gott der Herr in der Rückerinnerung die Sünde beschwerte und die gute Tat verklärte; als ob Er, wenn die Seele rückwärts sieht, all die Freundlichkeiten ihr um so deutlicher vor Augen stelle, während all das Schwere um so leichter sich ansieht.

 Aber darauf darf man es eben nicht ankommen lassen, sondern rechte Eltern sollen ihrem Kinde die Jugend licht und lieb machen. Die Mutter, die selbst nichts mehr ißt, um ihrem Kinde den letzten Bissen zu gönnen, bleibt dem Kinde unvergessen und behütet es mehr vor der Sünde als Gottes Wort und Gebot. Der Vater, der ein saueres, arbeitsschweres Leben Tag um Tag ohne Murren und Klagen antritt, damit er seinen Kindern Brot und Kleidung schaffen kann, erscheint ihnen später als ein Held des Erbarmens und als ein Meister der Treue. Nur die kleinen Freuden in der Erziehung nicht vergessen! Und auch das ist zu harte Erziehung und großes Unrecht, wenn man dem Kinde etwas verspricht und vergißt es dann. Wie oft sagen wir dem Kinde, wir wollen ihm dies oder jenes schenken, und im Gedränge der Arbeit und der auf uns einstürmenden Sorgen vergessen wir es. Und das Kind ist an der Wahrheit und an der Liebe irre geworden! Wenn hier solche sind, die mit Kindern umzugehen haben, die werden herzlich gebeten: versprecht wenig und haltet alles! Gebietet wenig und besteht auf dem Wenigen! Verbietet sehr wenig und seid in euerem ganzen Wesen ein Gebot und Verbot!

 Und noch ein anderes! So wenig man Kinder durch Versprechungen, die man nicht hält, täuschen darf, so wenig darf man ihnen mit allerlei törichten Späßen nahen. Kinder necken heißt in das Paradies des Kindeslebens allerlei Ängste und Unruhe hineinbringen. Kinder mit