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ÅDie Erziehung zur Pünktlichkeit: nun läutet die Abendglocke! Gleich – und wenn noch so schön das Spiel und noch so unterhaltend das Buch und noch so erbaulich das Gespräch war – wird abgebrochen und die Hausgemeinde versammelt sich zum Gebet. Dein Wort sei kurz und wahr, dein Wort sei klar und bestimmt! Hier kann keine Ausrede standhalten. Dein Wort gebiete und verbiete nur wenig!

 Überhaupt ist nicht das die beste Erziehung, die viel straft, sondern die viel Strafen vermeidet. Nicht das ist die beste Erziehung, die ein großes Gesetz aufstellt, sondern das ist die beste, die selbst ein Gesetz ist.

 Darum zum Dritten: erziehe durch deinen Wandel!

 Die Bedeutung des Vorbildes kennt ihr alle. Petrus schreibt im 2. Kap. des 1. Briefes, in der großen Epistel des Sonntags Miserikordias Domini: Er hat uns ein Vorbild gelassen. Wie der Lehrer an der Tafel einen Buchstaben malt, damit der ungelenke Schüler diesen Buchstaben nachmalen und nachfahren könne, so hat Er, der Heiland und Hirte unserer Seele, in sichtbaren und deutlichen Zügen sein heiliges Bild uns vor die Seele gestellt und in die Seele geprägt, daß wir Nachfolgen können, mit zitternder Hand, mit zagendem Fuß, mit irrendem Herzen, aber doch mit der Gewißheit: Er geht voran, ich folge ihm nach! Jesus hat uns ein Vorbild gelassen. Ihr Eltern und Erzieher, wißt ihr, wie man durch das Vorbild, durch den Wandel predigt? Wenn Eltern von ihren Kindern nie betend gesehen werden, dann haben sie die erste Weihe ihres Berufes verloren. Aber das Gebet der Eltern vergißt das Kind nicht. Wenn das Kind Vater und Mutter dabei überrascht, wie sie gemeinsam die Knie beugen vor dem, der ein rechter Vater ist über alles, was Kinder heißt, und es wahrnimmt, wie die Eltern allen Schmerz, alles Sorgen und Leiden vor Gott bringen, so liegt in diesem schweigenden Gebete, in diesem Beten ohne Worte, für