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dein Auge treten, so ermattet und so überjährt, suche ihnen dadurch Hilfe zu erzeigen, daß du so lange in ihrem Antlitz nach den Spuren der Gottähnlichkeit forschest, bis die Träne kommt und der Schrei um Hilfe! So verkommen läßt der barmherzige Gott kein Menschenwesen werden, daß nicht in einer einzigen Stunde wieder in der Seele der Ruf nach dem Herrn ertönt: „O Durchbrecher aller Bande!“ So tief sinkt kein leiblich Leben, daß nicht in einer stillen Viertelstunde wieder einmal Tränen kämen und die Klage: ach, wer gibt mir meine verlorene Jugend wieder!

 Hilf mit starker Hand, mit guten Worten, mit treuer Hilfe und du hast das Gesetz des Herrn erfüllt. Doch unser Katechismus lehrt uns noch ein Zweites: 1. Helfen in allen Leibesnöten und 2. Fördern in allen Leibesnöten.

 Helfen, das setzt voraus, daß diese Nöte schon eingetreten sind. Fördern, das setzt voraus, daß sie nimmer kommen sollen. Helfen wendet sich an einen Zustand, der bereits da ist; fördern hindert einen Zustand, daß er nicht mehr eintritt.

 Wie sollst du fördern? Auch durch Gebet. Bete jeden Abend, daß der Herr das Heer der Übel des Leibes verringere. Bete für die Ärzte und um ihre Kunst. Es sind doch auch Gottes Boten, ob sie es sein wollen oder nicht. Sie sind doch auch Gottes Diener, ob sie sich dazu bekennen oder nicht. Gott hat ihnen die Macht und die Grenzen der Hilfe gegeben. Bete für sie! Bete, daß der Herr ihre Kunst segne, damit die Menge der Leiden sich mindere! Bete, daß der Herr ihre Hand heilige, damit deren Verrichtungen Hilfe bringe und manches zerstöre, daß es nicht so schwer auf der Menschheit laste!

 Bete – und das ist die Erfüllung des fünften Gebotes, nach welchem du doch fördern sollst – deine siebente Bitte mit besonderem Ernste: Erlöse uns von dem Übel! Gib reine Luft, gesundes Wasser, gute Witterung, schenke die rechten Lebensbedingungen, damit ihrer viele des Lebens