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Erstes Gebot II.
Du sollst keine andern Götter neben mir haben!

 Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen!

 Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß du das Leben erwählest, und du und dein Same leben mögest, daß ihr den Herrn, euren Gott, liebet, und seiner Stimme gehorchet, und ihm anhanget.

5. Mos. 30, 19, 20. 


 Das ist das einzige Gewisse in all den Fragen des Lebens, die, je länger das Leben währt, desto peinigendere Ungewißheit in sich schließen, daß Du allein wahrer Gott bist und eher alles, was für die Ewigkeit gebaut und für die Unvergänglichkeit gegründet erscheint, verfällt, ehe Du vergehst und mit Dir Dein heilig Recht. Nehmt es zu Herzen, wenn es heute wieder an euch dringt – es ist kein vergebliches Wort. Das spricht Er zwei- oder dreimal zu einem jeglichen unter uns und dann schweigt Er. Nehmt es zu Herzen, bindet es auf euer Gewissen, nehmt es in die Einsamkeit eures Lebens und in die Lebensbeziehungen, die euch Gott erschlossen hat: Ich bin der Herr dein Gott. Frage dich jeden Tag: was erfüllt mein Herz und was ist der Mittelpunkt meines Denkens und Tuns? An wen denke ich, wenn ich schweige? Wen meine ich, wenn ich rede? Für wen streite ich, wenn ich wirke und wen will ich preisen, wenn mein Mund im Lob übergeht? Woran der Mensch sein Herz hängt und was sein Herz bis in das letzte Versteck ausfüllt: das ist sein Gott. Kann man neben ihm noch