Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/290

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nichts Hohes, aber doch etwas Ernstes. Wollte Gott, es würden die Sonntagsvergnügungen, diese nächtlichen Ausschweifungen in Schande und Sünde durch die Furcht vor dem heiligen Gott zurückgeschreckt, der hereinbricht und ganze Menschengeschlechter in den Staub legt. Wollte Gott, es würde die Scheu vor ihm auch die Furcht vor dem Raub des Besitzes des Nächsten erwecken. Wenn du in deiner Seele etwas von dem Wort des Psalmisten merkst: „Ich fürchte mich vor Dir, daß mir die Haut schaudert“, so darfst du deiner Seele oft sagen: es ist nicht recht so, und doch diese Furcht in dir wirken lassen. Siehe, wenn du heute über deine Mitschwester ein recht scharfes Wort sprichst, sollte dich wenigstens die Furcht zurückhalten: über ein Kleines steht der Richter vor der Türe und welches Gericht wird er dann über mich sprechen? Und wenn du in deinem Herzen bittere Gedanken hegst so schwer, daß sie dir das Bild deines Nächsten ganz verhüllen und verdunkeln, dann soll wenigstens die äußere Furcht dich besiegen. Aber freilich, Furcht richtet Zwang an und wer deswegen die Sünde meidet, weil er die Strafe fürchtet, der ist ein Knecht, ein Knecht, der den Willen seines Herrn tut mit Zittern und Angst, aber er tut ihn doch; ein Knecht, der sich’s wenigstens ernst sein läßt, seines Herrn Befehle auszuführen, der im Schweiße seines Angesichtes ein ehernes Joch trägt. Er ist mir doch lieber, als diese leichtlebigen Christenleute, die nach einem verträumten Leben unter das Kreuz sich flüchten. Ein Mensch, der es sich sauer werden läßt, der seinen ganzen Willen in eherne Schranken zwingt, der seinen Leib nach Gottes Gebot in Zucht hält und seinem Auge gebietet, ist kein großer Mensch, kein glücklicher Mensch, aber ein fleißiger Arbeiter und ein rechter Knecht. Und der Herr wird zu einem solchen Menschen zwar nicht sagen: du frommer und getreuer Knecht, aber doch: du armer Mensch, dir war das Leben schwer, aber nicht umsonst. Nein, ich gehe soweit,