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und in der Krippe ärmlich verborgen und doch dem Glauben kund.

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 Dreierlei kurze Mahnungen möchten wir euch mit auf den Weg geben. Vielleicht liest heute noch eines oder das andere das 18. Kapitel der Sprüche Sal. und findet dort das schöne Wort: Der Name des Herrn ist ein festes Schloß, der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt. Wir sagen: Gottes Name ist viel zu hoch, darum grüble nicht! Wenn du in einsamen Stunden dir das Herz zerquälst und den Kopf zerbrichst, was eigentlich Gott sei und warum du von ihm abhängig sein sollst, warum Er dich erschuf, da du doch nicht wolltest und wie eigentlich dein Leben durch Gott wirklich reich werden soll und wenn du dich absorgst, ob es nicht auch ohne Gott gehet, und doch sogleich spürest, daß du ohne Gott keine Stunde deines Lebens froh werden kannst, wenn du dich nun in all die Zweifel und Ängste hinein begibst: wenn Er’s nun doch nicht wäre? Wenn ich von Jugend auf in guter Meinung getäuscht worden wäre? Wenn meine Eltern und Lehrer, selbstbetrogen, mich betrogen hätten? und wenn dann die Frage kommt: wo ist Gott, daß so viel Ungerechtigkeit ungesühnt und ungestraft bleibt und so viel Gerechtigkeit nicht geschieht? und wenn du dich weiter zermarterst: wo ist Gott, der Kindern die Mutter wegreißt, ohne ihrer Tränen zu achten, und der Mutter ihr einzig Kind nimmt, ohne ihr Gebet zu hören? Wo ist Gott, der die Schwachen auf dem Wege straucheln und die Unbewahrten mitten in der Heerstraße des Lebens verloren gehen läßt? Wo ist Gott, dem man die Kinder in der Taufe befiehlt und Er verliert sie mitten in der Hälfte ihrer Jahre? wenn du dich so fragst, wo ist der Gott, dem nun Jahrtausende Gebete gebracht und Opfer geschenkt haben und Er schweigt, der seinen Namen lästern läßt und verzieht keine Miene, der seinen Sohn leugnen läßt und tut, als ob es ihn nicht berühre?