Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/79

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Das sind die drei Stellen, die jeder Christ wissen sollte, wenn es sich um die Einsetzung des Sabbats handelt. Einmal, als unser Herr vom Schöpfungswerke feierte und ausruhte, weil sein Wort erfüllt und sein Wille geschehen war, als Gott in der Schöpfung sich wiederfand, da ruhte Er. Wir werden es nie ganz begreifen, welch eine Freude es war, wie Gott mit heißer, ernster Mühe aus sich heraus die Welt gestaltete und nun nichts an ihr des Meisters spottete, sondern alles sehr gut war; da Gott und sein Bild, Bild und Bildner, Kunstwerk und Künstler, Wort und der es geredet, Werk und der es getan hatte, eines waren und eines blieben in aller Verschiedenheit des Wesens. Das war das Erste: Da ruhte Gott. So tritt der Künstler wohl in stiller Stunde weit weg von dem Gemälde, dem er die letzte Farbe aufgesetzt hat, und beschaut das Gemälde und läßt es zu sich reden. Und es redet ihm von schweren Nächten und einsamen Sorgen und harten Tagen, von vielen Versuchen und manchem Irren, wohl auch von mancher Freude. Und so tritt der Künstler zurück, wenn er den Stein zum letzten Male bearbeitet und aus dem Stein das herausgelöst hat, was im Steine war. Und er läßt die einzelnen Züge zu sich sprechen und feiert eine selige Ruhe. Das Werk hat seinen Meister übermocht, was er geschaffen hat, hat ihn übertroffen. Von jenem Künstler heißt es: Er hat sein Werk angebetet! Doch nicht das tote Werk, sondern den, der es ihm gelingen ließ. Das ist das Eine.

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 Und wenn ihr im 2. Moses 16 vielleicht heute abend nachlest, so werdet ihr finden, daß der Herr, als das wunderbare Brot, das Manna, vom Himmel fiel, dasselbe dem Volke Israel in der Wüstenwanderung am Freitag immer in doppeltem Maße schenkte, damit am Samstag die Arbeit des Sammelns unterbleiben konnte. Aus diesem Gottesgeschenke ist die vierte Bitte entstanden: gib mir heute