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 Je mehr sich nun das Volk Israel von andern Völkern abhob und seine eigenen Wege ging, desto mehr hat es darauf gehalten, daß die Feier des Sabbats nicht ein bloßes Gesetz blieb, sondern Ausfluß des freien Willens. Immer wieder klingt es aus der Propheten Mund: Freuet euch des Sabbats! und in einem alten Gebete, das nicht in der Bibel steht, heißt es: So komme herauf du Krone der Tage, du Braut des allmächtigen Gottes! Komme herauf, o Sabbat, du Freude des Herrn und du Frieden meiner Seele! Und noch jetzt, wenn der fromme Israelite am Freitag Abend, wenn die ersten Sterne sich am Himmel zeigen, sich zur Sabbatfeier rüstet, soll sein ganzes Haus geschmückt und seine Seele bereit sein; denn an einem Sabbat wird der Messias kommen. Und an jedem Sabbat steht der strenggläubige Israelite abends am Fenster und sieht und lauscht hinaus in die Dunkelheit, ob nicht ein Fremdling bei ihm Einkehr begehre, sich seiner Türe nahend und ihm in diesem Fremdling der Messias erscheine. Und an jedem siebenten Wochen-, Monats- und Jahrestagfest und besonders dem siebenten Jahresfest, also dem 50., dem Hall- oder Jubeljahre, wird wohl der Becher mit köstlichem Wein bereitgestellt, damit der Gesegnete des Herrn eintrete und nimmer länger draußen stehe. „Heute sind wir Knechte, morgen sind wir Freie; heute sind wir Knechte, morgen sind wir Herren.“

 Das sind die Gebete, die alten Tröstungen des Sabbats. Wenn man 39 Sabbatgebote aufgestellt und einen Zaun von Satzungen um seine Feier errichtete, so ist es doch ein Beweis dafür, welch eine Gnade und welch großes Gottesgeschenk Israel in seinem Sabbat erblickt. Das ist es, was zu sagen ist, über des Sabbats Entstehung und über seine Feier. Und nun, Gemeinde des Herrn, was ist denn dir der Sonntag?

 Zwar, wer seinen kleinen Katechismus etwas kennt