Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungsunterricht 1892.pdf/61

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nicht ein bloßes Gefühl ist, nicht bloßer Affekt, sondern eine vollkommene Heranziehung Seiner Persönlichkeit an uns. „Ich bin Dein und Du bist mein, niemand soll uns scheiden.“ Die Freude an Ihm war es, welche die heiligen Apostel durchströmte und durchglühte, und die sie sprechen ließ: „Niemals werden wir müde.“ Während alle irdische Freude immer mehr verblaßt, je länger man sie genießt, wird Seine Freude immer mehr, je mehr man sie genießt. „O daß du auf Meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen“ (Jes. 48, 17), so würde dein Leben eine tägliche Quelle von unversieglichen Freuden sein. Uns ziemt souveräne Geringschätzung der irdischen Lappalien. Wie oft müssen wir uns strafen, welche Kleinigkeiten wir erhöhte, hochgeehrte Gotteskinder aufgreifen, um uns zu ärgern! ER hat uns Seinen einigen Sohn gegeben, wie sollte Er uns in Ihm nicht einen Quellborn ewiger Freuden, alles schenken; denn Er ist die absolute Freude. „Ich freue mich“, schreibt St. Paulus, „und will mich freuen in alle Ewigkeit.“ Gegenüber diesem Ideale aller Freude ist auch die idealste irdische Freude nichts. „Machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe!“ Ps. 24, 1. Enge Herzen – geringe Freude. Je mehr unser Herz sich weitet, desto mehr Fülle der Freude. Machet euer Herz weit und laßt diesen beschränkenden Egoismus draußen, jenen alle Begeisterung erstickenden Egoismus. Der Egoismus der Sünde verkaltet, verstarrt, verkrustet uns. Wie kann ich traurig sein, seitdem ich weiß, daß Er mich liebt, daß Er für mich gelitten hat! Die Freude der Welt verrauscht. Wir sollen gegenüber einer trübseligen, an versiegenden Wasserbächen verschmachtenden Welt den Bäumen gleichen, die an ewigen Quellen gepflanzet sind. Wir haben dem Christentum viel geschadet dadurch, daß wir mit saurer Miene das Christentum vertreten. „Wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht.“ „Wie können die Hochzeitleute trauern, dieweil der Bräutigam bei ihnen ist?“ Er ist bei uns alle Tage, „freuet euch in dem HErrn allewege und abermal sage ich euch, freuet euch!“

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