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das die Zukunft der Gegenwart stellt. Deutschlands Jungmannschaft, seine Hoffnung für die Tage des Friedens, daß es stark und fest und sicher werde, seine Kraft zur Lösung bedeutsamster Kulturaufgaben, welche dem Staate, dem Volksganzen mit erneuter Gewalt gestellt sind, will wohl umhegt und gut beraten sein. Wer öffnet Herz und Haus der Fürsorgeerziehung, wer gibt in die Waisenhäuser rechten Geist des guten Rats und guten Mut zu rechtem Werk? Wer gedenkt der Verwahrlosten, daß sie nicht Ballast des stark beschwerten, sondern Arbeiter des fröhlich geförderten Schiffs werden, das Deutschlands Geschicke trägt? Wer nimmt sich der unberatenen und unbewachten Sonntagnachmittage an, deren Schreckhaftigkeit Glück und Frieden zerstört; die innere Mission, zaghaft, wenn sie an sich, getrost, weil sie an ihren Herrn denkt, stellt sich in die Reihen der Arbeiter und Erzieher und spricht: hier bin ich, sende mich! Das zu sagen ist ihr Recht, wie die Not es ihr zugesprochen und die Zeit es bestätigt und Gott ihr gesegnet hat.

 Unübersehbar ist die Not, unausdenkbar die Frage, die aus der Zeit aufsteigt und unbeantwortlich die Frage an sie. „Ich habe nur diesen Stab“, spricht fast verzagt die Botin der Liebe an die Welt zu dem Leid und der Angst. Nur diesen Stab! Aber es ist ein aus ewig grünendem Laubholz geschnittener Stab mit der alten Umschrift des 23. Psalms, jugendstark, obgleich er Jahrhunderte durchschritten, jugendfroh, obgleich er ihr tiefstes Leid durchlitten hat. Nur ein Stab, aber mit ihm schlug Christi Dienerin an den ewigen Fels, da ging viel Weisheit, Wasser und Labung über das Dürre und Ströme über die Wüste hinaus. Dieser Stab hat noch die alte Wunderkraft, weil ihm das alte Gnadenrecht verliehen ist, daß „wer am meisten glaubt, am meisten nützen wird“. Ihr Bestes fiele dahin, ihre innerste Kraft müßte hinsiechen und versagen, wenn die innere Mission neue Stäbe, geglättete und verfeinerte, aller knorrigen und rauhen Stellen entledigte Hilfen an sich nehmen wollte, loskommen würde von einer Stütze, über der allein steht: Mein Stecken und Stab. Mögen andere besseres haben und wissen, die Zeit der Not wird es erproben, mögen andere leichter und gewandter arbeiten, die Freiheit gehört nicht der Gewandtheit, sondern der Treue.

 Und Eine Not wird nach dem Kriege sonderlich und gewißlich erstehen, soviel man von Wendung des Volkssinns, von Erneuung der Volkspsyche und den unverlierbaren Werten „des religiösen Empfindens und seinem Aufleuchten“ auch sprechen mag. Ich weiß, daß Schwermütigkeit dem Dank abbricht und Melancholie nicht männlich, geschweige christlich ist, vielmehr der Teufel, ein melancholischer Geist, aller Freude wehrt. Und wir freuen uns von Herzen, wenn die alten Glaubenslieder klingen, wie am Tage ihres