Seite:Hermann von Bezzel - Predigt anlässlich der 11. Wander-Versammlung der bayer. Missionskonferenz.pdf/11

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sein, denen Jesus ihr Alles geworden ist, weil er in ihnen Gestalt und Wesen gewonnen hat. Wo sie einkehren, da soll der Widerspruch der Heidenwelt aufflammen, Spott und Hohn ihnen entgegentreten, zugleich aber die überwindende Siegeskraft des Glaubens, der sich Niemand entziehen kann, offenbar werden. Das Licht entzündet sich am Lichte, am Jünger wächst der Schüler heran, hinauf. – Mission ist der Gang im Gehorsam, in den Fußstapfen nach der Weise, zu dem Ziele Jesu.

 Erwartet von mir nicht, was mir nicht zusteht noch möglich ist. Weder Missionstheorien noch Ratschläge für die vielgestaltigen Fragen darf und kann ich geben, wenn nun der Fanatismus des Islam in blutiger Glut aufflammt, um das Kreuz zu zerstören, wenn falsche Kühnheit und schreckhafte Gebundenheit um die Heidenwelt in heillosem Wetteifer werben, ja wenn solche, denen mit uns Heilandsgeheiß und Jesu Verheißung gelten, wider uns arbeiten und reden. Laßt mich aber auf die letzten Zeiten hinweisen, auf die unser Sonntagsevangelium, das Ende des Kirchenjahres zeigen. Je intensiver Weltmission betrieben wird, die allem Volk Ihn bieten soll und muß und wird, und je mehr die Christenheit um Jüngerschaft und Jüngerscharen betet, desto näher tritt der Tag der Vollendung, man hört das Rauschen Seiner Füße nicht als eines harten Boten, sondern als eines lieblichen, der Frieden predigt und Heil verkündigt. Freilich gehen Seine Füße über viel welkes Laub und schreiten durch dürres Land, die Ungerechtigkeit nimmt überhand, die Liebe erkaltet, – aber eine missionierende Gemeinde geht Ihm lobsagend entgegen: Herr, es ist geschehen, was Du befohlen hast. – In unsere abendliche Feierstille tritt Jesus, um zu werben und zu gebieten. Keiner bleibe zurück, niemand schließe sich, nichts den treuen Willen aus! Den Weggehenden sieht Er mit Leid nach, sie haben viele Güter, kein Gut für Sein Reich, den am Wege müßig Stehenden Uninteressierten blickt Er ins Antlitz: so lange bin Ich bei euch und ihr kennt Mich nicht – den Zaudernden wehrt Er in der Furche stehen zu bleiben, den Willigen verheißt Er einen Sieg um den andern. So mache Er uns bereit und geschickt! –

 Was reden wir von geringen Erfolgen? Die einzige Ähre, das samaritische Weib, läßt deinen Heiland aus ein zur Ernte reifes Feld hinblicken. Was sorgen wir um das endliche Ergehen? Wo Widerwärtige sind und je mehr sie sind, desto offenere Tore für Jesum und Sein Wort! Alle Völker sind eins in der Sehnsucht, alle Menschen schauen aus nach Ihm. Die Kultur macht die Seele nicht still noch