Seite:Hermann von Bezzel - Predigt anlässlich der 11. Wander-Versammlung der bayer. Missionskonferenz.pdf/7

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umfassenden Fürbitte Jesu Christi gehalten, getragen, getröstet würde, dessen Liebe die Antwort für jede sehnliche Frage ist, die aus der Heidenwelt in Gebet und Opfer hinansteigt und je hinauf kam. – Wir denken, Geliebte, zu geringe von der Liebe, wenn wir sie lebhafte Sympathie für uns, warme Teilnahme nennen und in den Kreis schwacher Gefühle weisen, wir verflüchtigen sie also. Die Liebe Christi ist höchste Energie, die alles glaubt, ohne leichtgläubig zu sein, ohne kleingläubig zu werden, obgleich ihr so Schweres zugemutet wird, – die alles hofft, ohne leichtsinnig zu sein, ohne in Kleinmut zu entarten. Sie trägt alles und wird nicht stumpf. Sie duldet alles und wird nicht gleichgiltig noch unempfänglich. Das alles, weil in Seiner Liebe das Geheimnis tiefsten Verständnisses mit der erlösungsfähigen und heilsbestimmten Menschheit liegt, der Er aller Dinge gleich werden mußte, um barmherzig zu werden. Aus Liebe ist Er in die Not eingegangen, damit diese in die Liebe kommen möchte. – Wo also noch Liebe einkehren darf, weil eingeladen und darum gebeten, da stellt sie sich ein mit aller Gewalt. Ihr sind tausend Wege offen, tausend Weisen zur Hand. Der Missionsgedanke Jesu wird und darf nicht rasten und muß retten: Er hat Sein Wesen an ihn verpfändet. –

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 Und diese Liebe hört nimmer auf, Ihre Beständigkeit und Folgerichtigkeit, die festhaltende Dauer ihrer Treue heißt Gerechtigkeit, Geradheit, die zum Ziele führt. So nennt der Sohn den Vater, den Sohn Sein Apostel gerecht. – Wie Ihm der Vater alle Reiche der Welt seit Seiner Heimkehr, alle Zeiten und Weiten anvertraut hat zum Lohn für den Gehorsam, der Lockungen zur widergöttlichen Weltherrschaft verschmähte und also die Verheißung einlöste, so will Er die Wahrheit jedes Gottesgedankens zur Wirklichkeit, die Glaubensgewißheit Seiner Getreuen zur Schauensfreude erheben. In Seiner Treue zeichnet Er Zug um Zug der Reichsgedanken in das langsam sich ausgestaltende Weltbild ein. Gegnerschaft, ernsthafte und feindliche Leugnung, Abirrung und Hemmnis, Scheiden und Gehen, alles muß Ihm dienen. So oft die Reichsbitte mahnend zu Ihm dringt, flehend Sein Ohr berührt und die Gemeinde der Harrenden, die Kirche aus Kampf und Not Ihn angeht: „Komm, Herr Jesu!“ fügt Er einen neuen Zug ein, langsamer vielleicht als wir meinen, aber doch in eilender Sorge und Liebe zum Vollendungsbilde: des ist die ganze Kirchengeschichte Zeugnis. Hier erscheint sie als furchtbares Ineinander von Irrung und ohne deren Berichtigung, von Hebungen und Senkungen, in Seiner gestaltenden Hand wird sie Durchführung Seiner Reichsgedanken, stetig